Beide Gabeln konnten vollständig überzeugen. Sie durchliefen das strengste Testregime der EFBe Prüftechnik GmbH in Waltrop. Darüberhinaus überrascht die neue Aluminiumgabel mit geradezu unglaublichen Haltbarkeits- und Belastungswerten.
Dass die Velotraum-Stahlgabel C-425 den EFBe Top-Performance-Test bestehen würde, hatten wir erwartet, hier ging es uns mehr um eine Kontrolle der Serienprodukte. Dass die überarbeitete »A-425«-Alugabel (ab 1/2009 lieferbar) allerdings die gleichen hohen Anforderungen bestehen würde, war dann doch eine faustdicke Überraschung.
Es hat sich vielleicht noch nicht überall herum gesprochen, aber die Fahrradgabel ist das am höchsten belastete Bauteil des Fahrrads und verfügt zudem über keinerlei Redundanz. Sprich, wenn das Gabelschaftrohr oder eine Gabelscheide bricht, ist ein schwerer Sturz unvermeidbar.
Velotraum beauftragt Testinstitut EFBe mit Sicherheitstests
Eingedenk dieser Fakten legen wir sehr großen Wert auf sehr sichere Gabeln. Wir verlassen uns daher seit drei Jahren nicht mehr auf die Zusagen von Herstellern, sondern lassen externe Tests durchführen.
Dabei lassen wir sowohl auf statische Maximallast prüfen, wie eine Ermüdungsprüfung durchführen. Jeweils im anspruchsvollsten Top-Performance-Standard für Mountainbikes. Über die EFBe-Prüfstandards hinausgehend, wurden dann beide Gabeln noch mit dem Versuchsstandmaximum von 2.200 N (statt 1.800 N) belastet, denn schließlich geben wir bestimmte Rahmen wie den cross 7005 EX Plus bis 180 Kilogramm Systemgewicht frei.
Wir hatten beim Testauftrag nicht ansatzweise erwartet, dass eine Alugabel solchen Belastungen widerstehen könnte und wollten eigentlich nur wissen, wo die Grenzen der neuen Gabel sind. Schließlich wird Aluminium noch immer nachgesagt, nicht dauerschwingfest zu sein. Und als wir vor drei Jahren mit den Gabeltests begonnen hatten, hat es einige Anläufe benötigt, bis wir einen Gabelbauer gefunden hatten, der diese Anforderungen mit einer Stahlgabel erfüllen konnte…
Die große Überraschung war nun, dass die neue Velotraum-Alugabel diese wirklich sehr hohen Testanforderungen ebenfalls gemeistert hat – Wahnsinn.
Was bedeutet dieses Ergebnis nun für die Praxis? Sicherlich nicht, dass wir die Alu-Gabel nun für Systemgewichte von 180 Kilogramm freigeben. Denn es gibt in der Branche genügend Beispiele von Rahmen und Gabeln, die trotz hervorragender Testergebnisse in der Praxis dann doch gebrochen sind (Es seien hier nur die Stichworte Mikrorisse, Konstruktions-, Fertigungs- oder Werkstofffehler genannt). Aber eine Erhöhung des zulässigen Systemgewichts von 110 auf 130 Kilogramm für die überarbeitete Alugabel, scheint uns nun durchaus vertretbar. (Systemgewicht heißt: Fahrrad plus Fahrer plus Gepäck)
Das Plus an Sicherheit kostet Geld
Solche Tests kosten eine ganze Menge Geld – speziell bei kleinen Serien. Geld, dass sich viele Hersteller sparen und darauf hoffen und glauben, dass der Gabelbauer sein Handwerk schon versteht. Uns ist das bei einem so sicherheitsrelevanten Bauteil inzwischen zu wenig. Wir gehen davon aus, dass auch unsere Kunden dieses Plus an Sicherheit zu schätzen wissen und bereit sind den höheren Preis dafür zu bezahlen.
Kommentare
Die Belastbarkeit und Sicherheit von Gabeln steht weiß Gott nicht im Fokus des Interesses, wenn’s um Fahrräder geht. Ich find es gut, dass Sie derlei externe Tests durchführen lassen, die Produkte die Tests bestehen und Sie Ihre Leser für diesen Nebenaspekt sensibilisieren.
Dumm ist nur, dass ich mich jetzt, nach der Lektüre Ihres Artikels, unsicherer auf meinem Rädle fühle als zuvor. Ich hab nämlich eine fünf oder sechs Jahre alte Leicht-Gabel im Rennrad. ;-)
PS
Ihre Kundengalerie ist klasse, macht Spaß — wie ein kleiner Urlaub.
Hallo B. Bernat,
danke für den Zuspruch.
Gott sei Dank kommen Gabelbrüche sehr selten vor. Wir hatten den letzten Bruch einer Velotraum-Gabel vor nun schon 10 Jahren und da ist der Anriss dem Kunden zuvor aufgefallen, so dass es zu keinem Unfall kam.
Zu Ihrem Problem: Bei Leichtbauteilen empfehle ich gerne, sie spätestens nach 5 Jahren zu tauschen, je nach Kilometerleistung und Körpergewicht u. ä. Belastungskriterien. Das Risiko ist sicherlich nicht extrem hoch, aber auch ein kleines Risiko würde ich persönlich bei Bauteilen wie Gabel, Vorbau und Lenker unbedingt vermeiden.
Die pauschale Empfehlung Leichtbauteile nach 5 Jahren systematisch auszutauschen überrascht mich. Ist die »A-425«-Alugabel in diesem Sinn ein Leichtbauteil das nach Ablauf der 5-jährigen Garantie auszutauschen ist? Wie sieht es mit dem Syntace F139 Vorbau oder Syntace Duraflite 7075 Lenker aus? Letztere sind ja ganz sicherlich Leichtbauteile, auf die der Hersteller aber 10 Jahre Garantie gibt.
Hallo Jan,
ich hatte gehofft, dass meine Einschränkung, »je nach Kilometerleistung und Körpergewicht« den Hinweis darauf gibt, dass meine Aussage nicht als generelle Empfehlung zu verstehen ist. Bei pfleglicher Behandlung (z.B. sollte das Rad selten, besser nie, umgefallen sein) und normaler Belastung können seriös hergestellte Leichtbauteile auch zehn Jahre genutzt werden. Wer allerdings dauernd mit Vollgas und im Wiegetritt sein Fahrrad durch die Gegend wuchtet oder das Rad regelmäßig mit Zug, Bus und Flugzeug transportiert, der sollte sicherlich früher tauschen.
Ich würde zudem so manche Herstellergarantie nicht zu hoch bewerten bzw. diese sehr kritisch betrachten. Zehn Jahre Garantie (von lebenslanger Garantie ganz zu schweigen) sind eine lange Zeit, länger als die Firmengeschichte manches Herstellers. Und nicht alle Hersteller mit solchen Garantieversprechen sind so um Seriosität bemüht wie z.B Syntace. Manche Garantieversprechen sind reines Marketinggeklingel.
Hallo,
ich hatte das »spätestens« falsch verstanden. Volkommen einverstanden, daß Seriosität des Herstellers neben der Produktqualität eines der wichtigsten Kriterien ist. Gerade deshalb interessiere ich mich ja für Velotraum Räder.
Beim NDR wurde berichtet, dass Lenkerbrüche mit der Kombination Vorbau Stahl und Lenker Aluminium zusammenhängen können (wegen unterschiedlicher Ausdehnung bei Hitze. Ich habe eine solche Kombination und irgendwas knarzt ab und zu. Sollte ich den Lenker austauschen? Habe das Rad seit etwa 7 Jahren und wohne in Madrid, wo es im Sommer durchaus sehr heiss werden kann.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/markt/recht_verbraucher/alulenker101.html
Aus eigener Erfahrung: Ja, nach 7 Jahren (unabhängig vom Material) kann man sich mal einen neuen Vorbau und Lenker gönnen (wenn es denn nicht nur sporadisch bewegt wird und ansonsten trocken steht).
Lenker und Vorbau müssen bei geringen Durchmessern und Wandstärken einiges an Belastungen wegstecken. Hinzu kommt, dass sie ständig dem aggressiven Schweiß ausgesetzt sind und natürlich auch von Witterungseinflüssen mürbe gemacht werden.
Ich habe diverse Test in den letzten 10 Jahren verfolgt, hierbei erreichen nur wenige Hersteller die erforderlichen 100.000 Lastwechseln mit voller Belastung. Selbst Hersteller wie Syntace hatten Ausreißer dabei, wo das Bauteil bei knapp 80.000 Lastwechseln (noch immer ein sehr guter Wert) versagte. Auch wurde dabei festgestellt, dass es unerheblich war, ob es leichte oder schwere Lenker waren. Selbst schwerere Lenker versagten bei etwa 30.000 Lw. Einzelne Hersteller geben daher Wechselintervalle zwischen 2 und 5 Jahren an. Wobei ich 2 Jahre bei moderater Nutzung als sehr vorsichtig einschätze, zumal der Lenker im realen Betrieb nicht so stark wie z.B. von dieser Testmaschine belastet wird.
Zu den Vorbauten kann ich berichten, dass es trotz fachgerechter Montage bei einigen Bauteilen gerade im Bereich der Fronteile ab und an zu Rissen der Frontplatte bzw. an den Vorbauschrauben gekommen ist. Hier hilft allerdings ein wachsames Auge. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einem Radsportkollegen empfohlen, seinen fast 10 Jahre alten Vorbau zu tauschen. Inzwischen hatte er leichten Sturz durch einen Fahrfehler, dabei ist der (Schaft)Vorbau ohne große Belastung in der Mitte entzwei gebrochen. Man stelle sich vor, das wäre beim Durchfahren eines Schlaglochs passiert.
Noch mal etwas speziell zu Rennlenkern. Hier sollte man wenigstens 1 mal im Jahr das Lenkerband wechseln. Gerade bei modernen Lenkern aus 7075 Alu kommt es sehr schnell darunter zu Salzfraß. Bei einem Modell (3 T Forma SL schwarz eloxiert) durfte ich mir nach nicht mal 5000 km Nutzung extremen Salzfraß anschauen, als ich das Lenkerband entfernte. Selbst bei meinem Salsa Bell Lap Lenker konnte ich nach 2 Monaten Nutzung und 3700 km unterwegs, ersten Salzfraß entdecken.
Lenker und Vorbau zu wechseln ist eine relativ kleine Investition (50 € ?) in besonders sicherheitsrelevante Bauteile. Wechselintervalle kann man natürlich nicht pauschalisieren, da stets die Geschichte der Bauteile relevant ist. Aber nach 7 Jahren bei halbwegs regelmäßiger Nutzung setzt du gewiss kein Geld in den Sand, wenn du die Teile auswechselst. Eher das Gegenteil ist der Fall, deine Gesundheit ist schließlich unbezahlbar.
Ok, danke für den Tip, und wie sieht es aus mit der Kombintation Stahl Gabel und Alu-Lenker? Sollte man da Bedenken haben wie vom NDR berichtet oder bezieht sich das nur auf die Kombintation Vorbau/Lenker?
Ich wüßte nicht, dass es mit Stahlgabeln und Aluvorbauten Probleme gibt.
Eher ist der meist dünnwandige Gabelschaft nachgiebiger als der AluVorbau. Vorbauten mit Segmentklemmung (3T Forge Ahead) können allein bei der Montage den Gabelschaft in dem Maß deformieren, dass man Probleme hat sehr passgenaue Spacer (Syntace) noch über den den Gabelschaft zu bekommen. ( Alugabelschäfte sind nicht ganz so empfindlich.) Daher von meiner Seite Entwarnung.
Mich würde aber interessieren, was Velotraum dazu meint.
@Velotraum
Ich finde es sehr gut, dass Ihr Eure Produkte testen lasst! Danke.
Da ich häufig im Wiegetritt unterwegs bin, bin ich, was den prophylaktischen Gabel-/Lenker-/Vorbautausch zu gegebener Zeit angeht, ganz Eurer Meinung.
Meine Frage dazu: Habt Ihr auch die aktuellen Speedster-Rahmen und Gabeln testen lassen? Und ist es möglich eine Speedster-Gabel auch einzeln nachzukaufen? Bei “Gabeln” habe ich nur die anderen Modelle einzeln gefunden.
Besten Dank und Gruß!
@ Konrad,
die Speedster-Gabeln haben wir (in Deutschland) nicht testen lassen, da Sie baugleich mit der A-425 ist und lediglich kürzere Gabelscheiden hat. Allerdings durchlaufen Rahmen und Gabeln beim Hersteller in Taiwan die entsprechenden Tests. Nur wenn wir den branchenüblichen Standard verlassen, etwas Neues machen oder den Hersteller wechseln, lassen wir hier in Deutschland testen.
Tests sind gut und wichtig, aber dennoch sind sie – leider – kein Garant für haltbare Produkte. Abgesehen von den Fertigungsschwankungen, ist nämlich nicht wirklich definiert, wie ein Test erfolgen muss. Schon bei der Einspannung, der Lagerung und Krafteinleitung gibt es verschiedene Vorgehensweisen, die mehr oder weniger realitätsnah sind. Wie problematisch das werden kann, zeigte der unselige E-Bike-Test der Stiftung Warentest im letzten Jahr. Hier wurden Schäden produziert, die noch nie in der Praxis vorgekommen sind. Anderseits versagen Produkte, die Tests prima bestanden haben. Trotz aller Fortschritte bilden Tests im Moment immer noch idealisierte »Modelle« der Belastungspraxis ab, sprich eine absolute Produkt-Sicherheit ist auch durch Tests nicht garantiert, aber wahrscheinlicher!
Zurück zur Speedster-Gabel, Die Gabel gibt es nicht im Einzelverkauf (außer für Reparaturzwecke), sondern nur als Set mit dem Rahmen.
Gibt es solch einen Belastungstest eigentlich auch für die Magura-Federgabeln?
@ Werner Klein
ja sicherlich. – Das ist quasi so selbstverständlich bei diesen Herstellern, dass es nicht mehr gezielt kommuniziert wird. Zudem ist Magura groß genug für eine Marketing-Abteilung und die haben natürlich immer das Große-und-Ganze im Blick ;-)
Hallo Herr Stiener
Habe auch von Ihnen ein Fahrrad vor drei Jahren gekauft. Bezüglich Ihrer Ausführungen zu den Tests habe ich einen Einwand:
Ich bin im Prüfgeschäft tätig besitze nämlich ein Testlabor. Wir prüfen Teile für die Automobilindustrie auf Lebensdauer. Man kann mit Wöhlertests die Dauerbelastungsgrenze sehr genau ermitteln. Allerdings sind dazu Tests mit min. 10 Prüflingen notwendig, die zudem teilweise (bei sog. Durchläufern, also Bauteile ohne Bruch) min 2.000.000 Lastwechseln laufen müssen. Das ist natürlich mit erheblichen Kosten verbunden, was dazu führt, das man sich vielfach auf Einfachtests beschränkt. Hier wird nur eine Laststufe gefahren bei z.B. 100000 Schwingspielen. Diese Tests sind nur bedingt aussagekräftig, weil ein Prüfling zufällig halten oder auch brechen kann und man keine Beurteilung darüber abgeben kann, was diese Bauteile in der Praxis nun wirklich aushalten und wie gross der Sicherheitsfaktor ist.
Ich behaupte, dass man Bauteile so auslegen kann, dass sie in der Praxis unter normaler Beanspruchung nie brechen werden. Dazu muss man natürlich die Bauteile kennen und wissen, wo die Schwachpunkte sind und die grössten Belastungen auftreten. An diesen Stellen muss dann einfach grosszügiger dimensioniert werden (oder das Bauteil anders geformt werden, so dass die Last sich besser verteilen kann).
Leider steht beim Fahrrad immer das Gewicht im Vordergrund. Sicherheitsaspekte werden hier oft vernachlässigt. Ich selbst ziehe bei hoch belasteten Bauteilen immer Stahl vor, weil Stahl grundsätzlich elastischer wie Aluminium ist und sich daher stärker unter Last verformen kann, ohne zu brechen. Bei Stahl kann man dünner dimensionieren und den Rahmen dadurch mehr Elastizität geben. Dadurch werden Belastungsspitzen besser verteilt. Früher hat man die Rahmen gelötet (ich habe noch so ein altes Fahrrad), weil durch das Schweissen das Material um die Schweisstelle versprödet und hier eine Sollbruchstelle entsteht. Sie haben das Manko dadurch ausgeglichen, dass Sie grössere Rohrdurchmesser verwendet haben, was man bei Stahlrahmen nicht so häufig sieht.
Ihre Rahmen sind aus meiner Sicht solide konstruiert und grosszügig dimensioniert. Das zeigt mir, dass Sie rein intuitiv das richtige Gespür haben, wie ein Fahrrad gebaut werden muss, damit es hält.
@ Peter Rinas,
Ihr Einwand ist völlig berechtigt. – Ich vergaß jedoch zu erwähnen, dass die Gabeln in aller Regel beim Hersteller selbst schon getestet werden und zumindest die seriösen Hersteller hier nichts fingieren. Zudem haben sich die Testergebnisse in der Praxis dahingehend bestätigt, dass wir – außer mit unserer aller ersten Gabelserie von 1996 – keinen einzigen Bruch zu verzeichnen haben. Daher sind wir dem erreichten Standard schon mal sehr zufrieden, zumal es inzwischen ein großes Problem ist, geeignete Hersteller für hochwertige Metall-Starrgabeln zu finden. Und zehn Testmuster und 2.000.000 Lastwechsel wären für uns unbezahlbar, bzw. würde unsere Produkte zur Juwelierware machen (kleine Stückzahlen hohe Variantenvielfalt).
Apropos Löten und Schweißen bei Stahl: in unserer internen Rahmenbruch-Statistik stehen gelötete Rahmenverbindungen ganz weit oben, während wir so gut wie keine Brüche im Bereich von Schweißnähten haben.